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Weltklasse. Er nippte genießerisch an der heißen Flüssigkeit. Kuchen hatte
der Inhaber gesagt, erinnerte sich Far und hob unauffällig den Teller an.
Dort fand er auf der Serviette liegend einen kleinen, zusammengefalteten
Zettel, den er rasch an sich nahm und in der Jackentasche verschwinden
ließ. Am liebsten hätte Far die Nachricht gleich gelesen, so aber zwang er
sich die leckeren Brownies zu essen. Schließlich wusste man nie, wer einen
gerade beobachtete.
Darf ich? Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sich auch prompt
jemand Far gegenüber auf den Stuhl fallen. Der schaute überrascht auf und
hätte sich beinahe verschluckt. Seine Hand fuhr im Reflex zur DV8. Lorcan
Walker schüttelte lediglich belustigt den Kopf.
Du wirst mich bestimmt nicht hier vor aller Augen erschießen,
Baxter.
Was willst du? , fragte Far im scharfen Ton.
Friede, Baxter. Meine Leute haben versucht, dich zu ersäufen und du
hast mir ein Loch in den Bauch geschossen. Wir sollten heute einfach ganz
von vorn anfangen.
Sollten wir das? Far schnaubte verächtlich. Er widerstand dem Drang,
dem Vampir die Brownies an den Kopf zu werfen. Es wäre schade um das
Gebäck gewesen. Über den Tisch hinweg musterten sie einander feindselig.
Lorcan war kleiner als Songlian, aber genauso drahtig und muskulös. In
seinem Gesicht konnte Far keine Spur seines Freundes entdecken, worüber
er keineswegs böse war. Lorcan schien seine Gedanken zu erraten.
Bhreac und ich kommen ganz nach unserer Mutter. So-lian ist unserem
Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Er ist sehr attraktiv, nicht wahr,
Baxter? Und er hat eine sehr sinnliche Ausstrahlung. Das brachte unseren
Vater um.
Ich verstehe nicht ganz.
Überrascht sah ihn Lorcan an.
Hat dir So-lian gar nicht erzählt, warum er Vater ausgelöscht hat? Na, so
was. Er lachte amüsiert.
Vater umgab sich gerne mit schönen Frauen und Männern, Baxter. Die
wandten sich jedoch So-lian zu, als der ein bestimmtes Alter erreichte. Im
Gegensatz zu Vater hat mein Bruder nämlich auch noch Charme.
Das konnte Far durchaus nicht abstreiten.
Sie bekamen deswegen Streit und Songlian brachte das Oberhaupt
unserer Familie um.
Arawn hätte Songlian natürlich vergeben, richtig? , brachte Far mit
ätzender Stimme hervor. Weil er sicherlich genauso verständnisvoll wie
seine anderen beiden Söhne war.
Lorcan lächelte ihn nur freundlich an.
Far tat gelangweilt und kaute an einem Brownie herum. Als Lorcan nicht
weiter sprach, spülte Far seinen Brownie mit einem Schluck Cappuccino
hinunter.
War nett, dass du mal vorbeigeschaut hast, Walker. Bis bald ,
verabschiedete er den Vampir unhöflich.
Nicht so schnell, Baxter , sagte er und schlug gelassen die Beine
übereinander. Ich habe dir ein Geschäft anzubieten.
Nicht interessiert.
Lorcan schüttelte lächelnd den Kopf. Nun hör dir erst einmal an, was
ich dir zu sagen habe. Ich möchte, dass Songlian in den Schoß der Familie
zurückkehrt. Du wirst ihn zu einem bestimmten Ort bestellen und ich
nehme ihn dort in Empfang.
Und was bekomme ich als Gegenleistung? , erkundigte sich Far.
Ich bringe dir dafür Ooghi. Du suchst ihn, habe ich von Kate gehört.
Far beugte sich vor.
Immer noch kein Interesse, Walker , sagte er leise.
Oh du liebe Güte, hat dich Songlians Charme bereits eingelullt? Oder
& Lorcan tat auf einmal erstaunt. Oder bumst er dich etwa schon?
Am liebsten hätte ihm Far die Schnauze poliert, aber er riss sich mit
Mühe zusammen und schwieg.
Ich kann dich ja verstehen, Baxter. Unser lieber Songlian ist ein
appetitlicher Happen und sehr & vielseitig zu gebrauchen. Schließlich
hatten meine Freunde erst vor Kurzem ihren Spaß mit ihm. Hat er dir
erzählt, wie er es genossen hat, Baxter? Er kann ja so hinreißend stöhnen.
Far hielt dem gemeinen Blick des Vampirs tapfer stand. Allerdings stieg
Übelkeit in ihm auf, als er Lorcans Worte auch begriff. Schweigend sah er
Lorcan weiterhin an und stellte sich bildlich vor, wie er den Vampir mit
Wonne würgte.
Ich möchte dir einen guten, ehrlich gemeinten Rat geben, Baxter. Gib
mir Songlian. Das ist besser für dich. Mein kleiner Bruder sucht sich ständig
jemanden, mit dem er im Bett spielen kann. Danach lässt er dich fallen und
wendet sich einem neuen Spielzeug zu. Was glaubst du denn, wie lange du
die Aufmerksamkeit eines ewig lebenden Vampirs fesseln kannst? Denk
darüber nach und schick Songlian dann morgen um zwölf Uhr zum
Gramercy Park. Er soll an der Statue von Edwin Booth warten.
Du kannst mich mal, Walker , sagte Far mit der freundlichsten Stimme,
zu der er fähig war.
Der lächelte genauso freundlich zurück.
Das wünschst du dir nicht wirklich, Baxter. Er erhob sich.
Zwölf Uhr. Vergiss das nicht. Damit war er verschwunden.
Far lehnte sich zurück und atmete mit geschlossenen Augen tief durch.
Er erinnerte sich an die vielen Bisswunden überall auf Songlians Körper.
Er erinnerte sich an den gehetzten Blick des Vampirs und an seine Fragen,
was Far alles in dieser Folterkammer gesehen hatte. Die Übelkeit vertiefte
sich. Hastig erhob sich Far und eilte quer durch den Laden zu den
Herrentoiletten. Dort wusch er sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht. Ein
Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass er kreideweiß war. Er bezweifelte, dass
Songlian an derartigen Perversionen Spaß gehabt hatte. Langsam kehrte er in
den Shop zurück. Der Inhaber räumte gerade seinen Teller und die leere
Cappuccino-Tasse auf ein Tablett.
Ist Ihnen nicht gut? , erkundigte sich Nalu Balaga mit sorgenvoll
gerunzelter Stirn.
Kennen Sie die Person, die sich eben an meinen Tisch gesetzt hat, Mr.
Balaga?
Der schüttelte den Kopf. Der Mann hatte keine guten Augen. Er sah
wie ein Verbrecher im Anzug aus. Vielleicht sollten Sie auf sich aufpassen,
hm?
Aye, das werde ich. Geben Sie mir ein paar Brownies mit? Mr. Walker
ist ganz versessen auf Süßigkeiten, da will ich ihm auch welche
mitbringen.
Nalu Balaga grinste.
Ich habe kleine Cremetörtchen da, die sollten Sie besser nehmen. Mr.
Walker wird sich freuen. Er packte Far von den Törtchen ein und dann
trat der langsam den Heimweg an. Den Zettel in seiner Tasche hatte er ganz
vergessen.
Songlian kam aus dem Wohnzimmer, als Far die Wohnung betrat.
Ich habe dir Cremetörtchen mitgebracht , sagte Far geistesabwesend.
Und was ist mit der Nachricht? , fragte Songlian.
Was für eine Nachricht? , fragte Far und schaute auf. Das Törtchen, an
dem Songlian mit verzückter Miene geschnuppert hatte, fiel ihm aus der
Hand und zermatschte auf dem Küchentisch.
Die Nachricht, die Ooghi betrifft , erklärte Songlian verblüfft. Du
warst doch so erpicht darauf. Was ist denn passiert, dass du das ganz
vergessen hast?
Far warf ihm einen seltsamen Blick zu, zuckte aber mit den Schultern.
Ich war wohl mit den Gedanken ganz woanders , murmelte er und zog
den Zettel aus seiner Tasche.
Songlian leckte sich die vom Törtchen verklebten Finger ab und
musterte Far nachdenklich.
Song, was wird eigentlich in zwanzig Jahren aus uns? , fragte Far auf
einmal.
Hoffentlich weisere Personen. Wieso fragst du?
Na ja, ich werde alt und runzlig und du bleibst jung und knackig.
Jetzt wurden Songlians Augen schmal und bekamen einen wachsamen
Ausdruck.
Was ist passiert, Far? , wollte er wieder wissen.
Nichts , brummte der.
Dieses Mal lügt wohl derjenige, der noch vor Kurzem gesagt hat, dass
er Lügen hasst. Wütend wandte sich Songlian ab und kehrte ins
Wohnzimmer zurück.
Derartig getadelt folgte ihm Far. Du hast ja recht, Song, und ich will dir
sagen, was los gewesen ist. Ich hatte nette Gesellschaft im Milchschaum. Dein
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