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Ja.
Schweiß trat ihr auf die Stirn und ihr Magen krampfte sich vor
Angst zusammen. Warum nur? Sie hatte sich doch entschieden.
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Jetzt wusste sie nicht mehr, ob sie an den Ort zurückkehren sollte,
dem sie immer verzweifelt hatte entfliehen wollen.
Nadir umfasste ihr Gesicht, und sie schloss die Augen. Panik und
Angst verblassten, als sie sich seinem Kuss hingab.
Ja, sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Sie würde das
Leben in Jazaar aushalten, weil Nadir nun an ihrer Seite war.
Kaum hatten sie die Schwelle zu ihrer Suite überschritten, trat
der Butler grüßend auf sie zu und wandte sich dann an Nadir. Es
ist Besuch für sie da , erklärte er und nahm ihre Mäntel.
Zoe sah, dass Nadirs Bruder Rashid vom Balkon hereinkam. Ob-
wohl er T-Shirt, Jeans und Sneaker trug, sah er alles andere als
lässig aus. Vielmehr wirkte er unfreundlich, so wie bei ihrer kurzen
Begegnung auf der Hochzeit.
Als sie ihn höflich begrüßte, sah er sie missbilligend an, um sie
dann schlicht zu ignorieren. Zoe wusste nicht warum, aber sie
spürte, dass ihre Flitterwochen nun offiziell vorbei waren.
Deine Manieren lassen zu wünschen übrig, Rashid , sagte Nadir,
als Zoe ins Schlafzimmer ging, um sich für den Nachtclub
umzuziehen. Du hast nicht nur unsere Flitterwochen gestört, son-
dern hast dich Zoe gegenüber auch äußerst unhöflich benommen.
Mit einem Achselzucken tat Rashid die Rüge ab, wie Nadir
stirnrunzelnd bemerkte. Statt Zoe in der Familie willkommen zu
heißen, schien sein Bruder etwas gegen sie zu haben.
Es wäre besser, wenn du einen guten Grund für dein Erscheinen
hast , sagte Nadir und bot Rashid einen Platz an. Normalerweise
hätte er sich gefreut, seinen Bruder zu sehen, aber jetzt wollte er
nicht, dass jemand in seine Beziehung zu Zoe eindrang. Weil er sich
ganz auf seine Ehe konzentrieren wollte, um eine solide Basis zu
schaffen.
Du hast schon seit einem Monat Flitterwochen. Rashid lehnte
sich zurück und legte die Arme auf die Rücklehne des Sofas. Ich
wollte dir nur eine Nachricht von unserem Vater überbringen.
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Lässig legte er ein Bein über das andere. Du bist der Scheich und
musst dich um Staatsangelegenheiten kümmern.
Und ich werde übermorgen zurück sein. Nadir schlenderte zum
Fenster. Hätte das nicht warten können?
Ich wollte dir eine Vorstellung davon geben, was dich erwartet.
Rashid erhob sich und ging zu seinem Bruder. Einige Leute be-
haupten, dass die Bestie von ihrer amerikanischen Braut gezähmt
wurde.
Gezähmt? Nadir quittierte diese Behauptung mit einem finsteren
Blick. Bei Zoe fühlte er sich alles andere als zivilisiert, sondern
voller Leidenschaft. Sie werden den Spitznamen bald vergessen
haben.
Weil sie glauben, dass du zum Weichei geworden bist , wider-
sprach Rashid. Viele deiner fortschrittlichen Ideen werden nun in
Zweifel gezogen, weil du nicht länger als rücksichtslos giltst.
Das ist doch lächerlich. Sie sollten mich nicht unterschätzen.
Und wenn sein Volk Zoe erst einmal kennengelernt hatte, würden
sie sie als ihre zukünftige Sultanin lieben und bewundern. Dabei
fällt mir ein, dass ich Zoe für das Gesundheitsministerium vorgese-
hen habe. Sie ist sehr an Medizin interessiert und hat einige Jahre
auf dem Gebiet der Frauenheilkunde gearbeitet.
Entgeistert starrte Rashid seinen Bruder an. Das kann doch
nicht dein Ernst sein.
Warum denn nicht?
Du hast aus politischen Gründen geheiratet. Rashid deutete zur
Schlafzimmertür. Zoe Martin ist nur Mittel zum Zweck.
Nadir bezwang seinen Ärger. Rashids Ton gefiel ihm nicht. Sein
Bruder würde bald merken, dass diese arrangierte Ehe sich als
seine wichtigste Beziehung erwies.
Und jetzt hast du sie auf eine luxuriöse Reise mitgenommen.
Mit ausladender Armbewegung zeigte er auf die Suite. Man erzählt
sich, dass du ihren Rat annimmst. Und obendrein soll sie plötzlich
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auch noch eine wichtige Position im Königreich einnehmen? Sie
muss ja sehr gut im Bett sein.
Blitzschnell griff Nadir nach Rashids Shirt und presste seinen
Bruder gegen das Fenster. Sei vorsichtig mit dem, was du über Zoe
sagst , meinte er scharf. Sie ist meine Frau.
Nein, sie ist dein Schwachpunkt , gab Rashid zurück. Die Heir-
at sollte dein Problem mit diesem Stamm lösen. Stattdessen wirst
du durch sie verwestlicht.
Du glaubst, ich lasse mir von jemandem vorschreiben, was ich
tue?
Das glaube ich erst, seit du Zoe kennengelernt hast. Rashid ent-
wand sich Nadirs Griff. In der Geschäftswelt erzählt man sich, du
seiest so vernarrt in sie, dass du nicht mehr geradeaus denken
kannst.
Nadir hob eine Braue. Die Geschäftsmänner in Athen werden
dir da nicht zustimmen. Mexiko City stand auf einem anderen
Blatt, aber nach einer Beratung mit Zoe, hatte er auf wundersame
Weise auch dort einen Sieg davongetragen.
Deine Frau lenkt dich zunehmend auf gefährliche Weise ab , be-
harrte Rashid.
Muss ich denn bei jedem Meeting dabei oder jede Sekunde er-
reichbar sein? Seine Irritation verlieh seiner Stimme eine gewisse
Schärfe. Ich bin keinem darüber Rechenschaft schuldig, was ich
tue.
Du verhältst dich wie ein Idiot. Deiner Frau einen Posten im Ge-
sundheitsministerium zu geben! Rashid stöhnte auf bei der Vor-
stellung. Was ist nur los mit dir?
Er war verliebt in Zoe. Sehr sogar. Was nicht hieß, dass er die
falschen Entscheidungen traf. Ganz im Gegenteil, er sah jetzt
klarer. Zoe war genau die Frau, die er brauchte, wenn er Sultan
wurde.
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Und was ist mit deinen Plänen? , beschwerte sich Rashid. Du
wolltest sie in deinen Palast in den Bergen schicken, damit sie dir
nicht im Weg ist und du dein Leben in Omaira fortführen kannst.
So hatte er gedacht, als er Zoe noch nicht kannte. Jetzt wollte er
nicht mehr ohne sie leben.
Zoe ist eine Belastung. Du solltest endlich deinen Plan umset-
zen, je früher, desto besser.
Langsam schloss Zoe die Schlafzimmertür. Ihr Herz raste, und ihr
war übel, während Rashids Worte in ihrem Kopf herumwirbelten.
Nadir wollte sie in die Berge schicken. Alles drehte sich, und sie
griff haltsuchend nach einem Stuhl. Er wollte sie vergessen und
sein früheres Leben wieder aufnehmen. Es wäre die Hölle für sie,
wie früher auch.
Die Neuigkeiten schnitten ihr ins Herz. Ungläubig setzte sie sich,
weil ihre Knie zitterten. Nadir hatte sie ausgetrickst.
Obwohl sie niemandem vertraute, hatte sie ihm geglaubt. Sie
hatte geglaubt, ihm etwas zu bedeuten, dass er sogar Zuneigung für
sie empfand. Aber sie hatte falsch gelegen. Nadir genoss nur den
Sex mit ihr.
Sie legte den Kopf in die Hände und kämpfte gegen die Übelkeit
an. Beinahe hätte sie ihren Traum für Nadir vergessen. Für einen
Mann, dachte sie verbittert.
Sie war ihrem Ziel so nahe gewesen und hätte es fast aufgegeben,
für ein Versprechen von etwas Stärkerem, Tieferem. Eine Illusion.
Ihre Dummheit ließ sie zusammenzucken. War sein Angebot auf
eine Stelle im Ministerium nur eine Lüge gewesen? Seine Lieb-
kosungen und ihre gemeinsamen Gespräche mitten in der Nacht?
Sie wollte glauben, dass es Nadir mit all dem ernst gewesen war,
aber nun zweifelte sie nur noch.
Sie wollte davonlaufen, sich verstecken, aber sie konnte nicht.
Noch nicht. Erst, wenn sie bereit war, für immer zu gehen.
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Sie musste so tun, als sei ihre Welt nicht mit einem Mal aus den
Fugen geraten. Was bedeutete, dass sie sich nicht in ihrem Zimmer
verstecken und ihre Wunden lecken konnte. Mit wackeligen Knien
stand sie langsam auf.
Sie musste die glückliche Braut spielen. Wie hatte sie nur so blind
sein können.
Entschlossen straffte sie die Schultern, während langsam Wut in
ihr aufstieg. Tief atmete sie durch und setzte ein Lächeln auf.
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