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se, in ihrer Heimat essen wollten, ehe sie unter unbekannte Him-
melsstriche reisten. Die Männer saßen halb auf einem großen,
grünen Sergesofa. Die Mutter war am Herde beschäftigt und buk
dort einen Eierkuchen. Die Enkel versperrten die Tür, vor wel-
cher die Familie des Käufers war. Das alte verräucherte Zimmer
mit schwarzen Deckenbalken, durch dessen Fenster man in einen
gutgepflegten Garten blickte, dessen sämtliche Bäume von den
beiden Siebzigjährigen gepflanzt worden waren, stand im Ein-
klang mit ihren konzentrierten Schmerzen, die in so vielen ver-
schiedenen Ausdrücken auf diesen Gesichtern zu lesen standen.
Die Mahlzeit war hauptsächlich für den Notar, den Käufer, für
die Kinder und die Männer zubereitet worden. Der Vater und die
Mutter, Denise und ihre Schwestern hatten ein viel zu bedrücktes
Herz, um ihren Hunger zu stillen. Eine tiefe und grausame Erge-
bung lastete auf diesen letzten Pflichten erfüllter ländlicher Gast-
freundschaft. Die Tascheron, diese Leute alten Schlages, hörten
auf, wie man beginnt, indem sie die Wirte spielten. Dies Gemälde
ohne jede Emphase und trotzdem voller Feierlichkeit, überraschte
die Blicke des bischöflichen Sekretärs, als er dem Pfarrer von
Montégnac des Prälaten Absicht mitteilte.
»Der Sohn des braven Mannes hier lebt noch,« sagte Gabriel zum
Pfarrer.
Bei diesen Worten, die inmitten des Schweigens von allen ver-
standen wurden, stellten sich die beiden greisen Leute auf ihre
Füße, wie wenn die Trompete des letzten Gerichts geblasen wor-
den wäre. Die Mutter ließ ihre Pfanne ins Feuer fallen. Denise
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stieß einen Freudenschrei aus, alle anderen verharrten in einer
Betäubung, die sie versteinerte.
»Jean-François hat seine Begnadigung!« schrie plötzlich das gan-
ze Dorf, das auf das Tascheronsche Haus zustürzte.
»Hochwürden der Bischof hat ...«
»Ich wußte wohl, daß er unschuldig sei,« sagte die Mutter.
»Das legt dem Geschäft doch nichts in den Weg?« fragte der
Käufer, dem der Notar mit einem befriedigenden Zeichen antwor-
tete.
Abbé Gabriel wurde in diesem Moment der Zielpunkt aller Bli-
cke; seine Traurigkeit ließ einen Irrtum argwöhnen, und um ihn
nicht selber berichtigen zu müssen, ging er vom Pfarrer gefolgt
hinaus und stellte sich vor dem Hause auf, um die Menge zurück-
zuschicken, indem er zu den ersten Leuten, die um ihn herum-
standen, sagte, daß die Hinrichtung nur aufgeschoben worden
wäre. Der Tumult machte daher sofort einem düstren Schweigen
Platz. Im Augenblick, wo der Abbé Gabriel und der Pfarrer zu-
rückkamen, sahen sie auf allen Gesichtern den Ausdruck eines
furchtbaren Schmerzes, man hatte das Schweigen des Dorfes
richtig ausgelegt.
»Liebe Freunde, Jean-François ist nicht begnadigt worden,« sagte
der junge Abbé, als er sah, daß der Schlag geführt worden war;
»sein Seelenzustand aber hat Hochwürden derartig beunruhigt,
daß er Ihres Sohnes letzten Tag hat hinausschieben lassen, um ihn
wenigstens für die Ewigkeit zu retten.«
»Er lebt also?« rief Denise.
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Der junge Abbé zog den Pfarrer beiseite, um ihm die gefährliche
Lage auseinanderzusetzen, in die seines Pfarrkindes Gottlosigkeit
die Kirche brachte, und was der Bischof von ihm erwartete.
»Hochwürden fordert meinen Tod,« antwortete der Pfarrer. »Der
niedergebeugten Familie hier habe ich bereits abgeschlagen, dem
unglücklichen Kinde beizustehen. Die Untersuchung und das
Schauspiel, das meiner wartet, würden mich wie ein Glas zerbre-
chen. Die Schwäche meiner Organe oder vielmehr die allzugroße
Beweglichkeit meiner nervösen Organisation verbietet es mir,
diese Funktionen unseres Amtes auszuüben. Ich bin einfacher
Dorfpfarrer geblieben, um meinesgleichen in der Sphäre, wo ich
ein christliches Leben leben kann, nützlich zu sein. Ich habe es
mir lange überlegt, ob ich die tugendhafte Familie hier befriedi-
gen und meinen Pfarrerpflichten dem unglücklichen Kinde ge-
genüber nachkommen sollte, aber bei dem Gedanken allein, mit
ihm den Henkerskarren zu besteigen, fühle ich einen Todes-
schauer in meinen Gliedern. Das würde man von einer Mutter
auch nicht verlangen; und machen Sie sich klar, mein Herr, daß
er im Schoße meiner armen Kirche geboren worden ist ...«
»Also weigern Sie sich, Hochwürden zu gehorchen?« sagte Abbé
Gabriel.
»Hochwürden kennt meinen Gesundheitszustand nicht, weiß
nicht, daß meine Natur sich widersetzt.. .« sagte Monsieur Bon-
net, den jungen Abbé anschauend.
»Es gibt Momente, wo wir, wie Belzunce in Marseille, dem ge-
wissen Tode ins Auge blicken müssen,« erwiderte, ihn unterbre-
chend, der Abbé Gabriel.
In diesem Augenblick fühlte der Pfarrer seine Soutane von einer
Hand angefaßt, er hörte Schluchzer, drehte sich um und sah die
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ganze Familie auf den Knien. Alle streckten die Hände flehend [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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